Freier Zugang zum Facharzt
Zugang zum Facharzt nur über den Hausarzt
Mai 28th, 2025
posted by Hanswerner Herber
Einlass nur mit Vorhersehung – Der Hausarzt als Türsteher der Republik“
Was früher der Engel mit dem flammenden Schwert am Osttor des Paradieses war, das ist heute der Hausarzt im Wartezimmer der Hoffnung: Türsteher, Gatekeeper, Hüter der kassenärztlichen Schwelle.
Die neue Gesundheitsministerin – ihres Zeichens Fachfremde, aber politisch folgsam wie ein Stationsarzt unter Chefarztaufsicht – verkündet: „Weniger Verwaltung, mehr Steuerung!“ Und wie steuert man ein überlastetes System am besten? Indem man mehr Schilder aufstellt. Am besten solche mit der Aufschrift: „Zugang nur über Hausarzt – spontane Erkrankungen bitte langfristig anmelden.“
Nun also Gatekeeping. Ein Begriff, der klingt wie eine mittelalterliche Zunft – und sich auch so verhält. Wer Husten, Rücken oder Haut hat, muss erst die heilige Schwelle der Allgemeinmedizin überschreiten, um mit viel Glück – und einem Stapel Überweisungsscheinen – vielleicht irgendwann einem Dermatologen gegenüberzusitzen. Mit etwas Pech sieht man vorher den Sensenmann.
Die Ministerin meint: Das System soll entlastet werden. Die Hausärzte hingegen murmeln: „Wir sind längst voll.“ Und die Fachärzte schütteln den Kopf, wenn sie ihn denn noch heben können vor lauter Akten, Formularen und nicht abgerechneten Leistungen.
Das eigentliche Gatekeeping, meine Damen und Herren, findet längst woanders statt: am Schreibtisch des Jungmediziners, der sich fragt, ob er sich das antut – Kassenzulassung, Regresse, 13-Stunden-Tage für einen Punktwert, der nach unten korrigiert wird wie der Bildungsstand der Gesundheitspolitik.
Die Wahrheit ist einfach: Die Türen sind nicht verschlossen – sie wurden ausgehängt. Es zieht.
Ein System, das sich durch Abschottung retten will, hat längst aufgehört zu heilen.