Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die TP (so die offizielle Abkürzung) leitet sich aus der Psychoanalyse (Sigmund Freud) bzw. der Analytischen Psychologie (Carl Gustav Jung) und der Individualpsychologie (Alfred Adler) ab.  In der weiteren Entwicklung (Horney, Sulllivan, Fromm, Schultz-Hencke, Rank, Reich, Erikson u.a.) wird die klassische Technik der Analyse (hohe Frequenz, Couch) modifiziert. Die Sitzungen werden einmal wöchentlich oder noch niederfrequenter anberaumt. […]

Die TP (so die offizielle Abkürzung) leitet sich aus der Psychoanalyse (Sigmund Freud) bzw. der Analytischen Psychologie (Carl Gustav Jung) und der Individualpsychologie (Alfred Adler) ab.  In der weiteren Entwicklung (Horney, Sulllivan, Fromm, Schultz-Hencke, Rank, Reich, Erikson u.a.) wird die klassische Technik der Analyse (hohe Frequenz, Couch) modifiziert. Die Sitzungen werden einmal wöchentlich oder noch niederfrequenter anberaumt. Klient und Therapeut sitzen einander gegenüber. Auch die Höchstanzahl der Therapiestunden ist begrenzt. Es wird nach einem Fokus gesucht und eine umschrieben Zielsetzung wird formuliert. Eine erste,  Symptome mindernde Einsicht in innere Konflikte wird angestrebt. Verborgene (verdrängte, abgespaltene oder projizierte) Inhalte in der Tiefe des Unbewussten, die bis in die frühe Kindheit oder aus systemischer Sicht bis in die Eltern-und Großelterngeneration zurückreichen, und das dysfunktionale Verhalten aufrecht erhalten, sollen aufgedeckt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (DFT) bietet folgende Definition an:

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht davon aus, dass unser Denken, Handeln und Fühlen bis hin zu körperlicher Gesundheit nicht nur unserem Willen, sondern auch unbewussten Einflüssen unterliegen. Dies sind vor allem innere Konflikte, die im Leben eines jeden Menschen vorkommen und das spätere Leben dann besonders bestimmen, wenn sie in den ersten Lebensjahren auftraten. Der Wunsch, unabhängig und selbstständig zu sein steht z.B. regelhaft mit dem gleichzeitigen Wunsch nach Bindung und Versorgung in Konflikt. Wenn ein solcher normaler Konflikt besonders heftig ist und nicht gelöst werden kann, z.B. weil er gleichzeitig mit einer schmerzhaften Trennung von einer wichtigen Bezugsperson auftritt, wird er – gewissermaßen zum Schutz des Betroffenen – verdrängt, d.h. ins Unbewusste verschoben.  Von dort beeinflusst er aber weiterhin unser Handeln und vor allem unsere Gefühle und damit vor allem die Art und Weise, wie wir uns in Beziehungen zu unseren Mitmenschen verhalten. In einer späteren Lebensphase, z.B. in Zusammenhang mit der Trennung von einem Partner, können diese von dem unbewussten Konflikt  bestimmten Gefühle und Verhalten dann stark belastend und auffällig für uns selber und für unsere Mitmenschen werden und sogar körperliche Erkrankungen mit verursachen. Dann sprechen wir von seelischen und körperlichen Symptomen, und wenn diese sich verfestigen, von psychischer bzw. psychosomatischer Krankheit.
Eine weitere Ursache für psychische Erkrankungen sieht die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in ungünstigen Lebensbedingungen in den ersten Lebensjahren wie z.B. schwerer Vernachlässigung, Gewalterfahrungen oder emotionaler Kälte. Unter solchen  Lebensbedingungen können Menschen bestimmte Fähigkeiten, die für die Auseinandersetzung mit der Umwelt und für befriedigende Beziehungen  notwendig sind, nicht oder nur eingeschränkt ausbilden. Hierzu zählen z.B. Fähigkeiten, sich ein Bild von sich selbst und von anderen Menschen mit all ihren positiven und negativen Eigenschaften zu machen, stabile Beziehungen zu anderen zu leben,  wozu vor allem die Fähigkeit gehört, sich in andere hinein zu versetzen, ferner die Fähigkeit, sein eigenes Verhalten zu steuern und mit anderen auch emotional zu kommunizieren. Je nach dem, wie stark diese Fähigkeiten beeinträchtigt sind, sprechen wir von einer leichten bis schweren psychischen Erkrankung.
Diese unbewussten Konflikte und beeinträchtigten Fähigkeiten bestimmen natürlich auch die Beziehung zu Ihrem Psychotherapeuten. In einer Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie hilft Ihnen der Psychotherapeut jedoch, die unbewussten Hintergründe und Auslöser Ihrer Beschwerden herauszufinden. Zugleich unterstützt er Sie dabei, die oben genannten beeinträchtigten Fähigkeiten zu verbessern, und Ihnen auf diese Weise eine gesündere und weniger belastende Lebensgestaltung zu ermöglichen. Das hierzu notwendige hohe Maß von Offenheit und Vertrauen seitens des Patienten wird durch die unterstützende, gelegentlich aber auch konfrontierende Gesprächsführung des Psychotherapeuten ermöglicht. Diese gemeinsame Arbeit in einer therapeutischen Beziehung benötigt Zeit und kann immer wieder auch schwierig und anstrengend sein.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet in Einzelgesprächen, in der Regel 50 Minuten 1-2 mal pro Woche, oder in einer Gruppe statt. Eine Therapie kann zwischen 3 Monaten und 2 Jahren dauern.

Die TP wurde in Deutschland Ende der 1960er Jahre in Zusammenarbeit mit den gesetzlichen Krankenkassen entwickelt und gehört neben derVerhaltenstherapie (VT) zu den am häufigsten auf Krankenkassenkosten durchgeführten Psychotherapieformen. Da die TP krankenkassenfähig ist, ordnen sich heute auch mehrere Psychotherapierichtungen der TP zu, die ursprünglich nicht auf der Psychoanalyse beruhten. Neben dem analytischen Hintergrund gibt es auch Institute, die aus der humanistischen Richtung kommen und tiefenpsychologisch arbeiten. Seit dem Psychotherapeutengesetz (in Kraft seit 1. Januar 1999) sind mehrere Psychotherapierichtungen für eine staatliche psychotherapeutische Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeut mit der Möglichkeit einerKassenzulassung anerkannt und werden damit auch von den Kassen bezahlt.

 

 

Wer tiefer einsteigen will findet hier einen ausführlichen Artikel von Prof. Klaus Lieberz, Mannheim.