Die Aufgabe des Therapeuten

Der Therapeut, der glaubt, mit seiner Arbeit seinem Klienten zu helfen oder gar ihn heilen zu können, unterliegt im ersten Fall seinem Helfer-Syndrom und im zweiten seinem Größenwahn. Beide Figuren, sowohl das Helfer-Syndrom als auch der Größenwahn, sind freilich unbewusst und werden hinter durchaus wohlmeinenden Absichten verborgen. Es ist nicht die Aufgabe des Therapeuten, zu […]

Der Therapeut, der glaubt, mit seiner Arbeit seinem Klienten zu helfen oder gar ihn heilen zu können, unterliegt im ersten Fall seinem Helfer-Syndrom und im zweiten seinem Größenwahn.

Beide Figuren, sowohl das Helfer-Syndrom als auch der Größenwahn, sind freilich unbewusst und werden hinter durchaus wohlmeinenden Absichten verborgen.

Es ist nicht die Aufgabe des Therapeuten, zu helfen und die Entscheidung darüber, ob eine Heilung geschieht, unterliegt einer höheren Instanz als dem kleinen Ego des Therapeuten.

Therapeuten haben ein Amt und dieses Amt besteht darin, ein Anwalt der Seele zu werden. D. h. sich zum Fürsprecher der Seele zu machen, ihre Rechte zu vertreten und ihre Belange wahrzunehmen. Diese Anwaltschaft besteht darin, die Rechte jeder Figur (jeder Person) im Inneren der Seele zu schützen, ihr zu mehr Bewusstheit und zu mehr Bewusstsein zu verhelfen und das heißt mit einem Wort: Die Seele an sich selbst zu erinnern.

Der Therapeut ist damit kein Helfer, kein Heiler, sondern ein Erinnerer! Dieses Erinnerungswerk im Inneren der Seele mit all seinen Kräften zu unterstützen, ist die einzige Aufgabe der Therapie (wie sie in der Form erstmals von Dr. Peter Orban beschrieben wurde). Dieser Betrachtungsweise mit ihrer Nähe zum Jungschen Ansatz bin ich gerne gefolgt. Sie hat mir und den PatientInnen in unserem gemeinsamen Bemühen geholfen eines Raumes gewärtig zu sein, in dem noch eine weitere Kraft anwesend ist.