Psychotherapie

Die Bezeichnung Psychotherapie kommt aus dem Griechischen ( ψυχή psychḗ ‚Atem, Hauch, Seele‘ und θεραπεύειν therapeúein ‚pflegen, sorgen‘) und heißt nichts anderes als für die Seele sorgen. Und damit stecken wir bereits mitten im Problem: was ist die Seele? Die Psychologie als „Lehre von der Seele“ gibt darüber keine Kunde. Vielleicht fehlt es ihr in ihrer akademischen Sichtweise an Beseeltheit? Mit Logik ist […]

Die Bezeichnung Psychotherapie kommt aus dem Griechischen ( ψυχή psychḗ ‚Atem, Hauch, Seele‘ und θεραπεύειν therapeúein ‚pflegen, sorgen‘) und heißt nichts anderes als für die Seele sorgen.

Und damit stecken wir bereits mitten im Problem: was ist die Seele?

Die Psychologie als „Lehre von der Seele“ gibt darüber keine Kunde. Vielleicht fehlt es ihr in ihrer akademischen Sichtweise an Beseeltheit? Mit Logik ist der Seele jedenfalls nicht beizukommen. Wohl aber mit dem Logos, verstanden als Sprache und Erzählen, und den Bildern, die er hervorbringt und die meine Seele – möglicherweise  – berühren.

„Wenn du Ruhe finden willst, hier und dort, dann sprich bei jeder Handlung: Ich – wer bin ich? und richte niemand!“ (Apophthegmata 385)

Erst ein gewisser Abstand zum eigenen Ich, eine Bewusstheit der eigenen Biographie, schafft die Voraussetzung dafür, eine trügerische Selbstvorstellung abzulegen und sich selbst ehrlicher zu begegnen. Normen, Maßstäbe, Regeln, Ideale entstanden aus Geboten, Verboten, Zuweisungen, Verwünschungen schaffen – eine Folge der Erziehung – ein „falsches Selbst“ (Winnicott). Die Ent-Bindung solcher Bindungen wird gefördert durch das analytische Durcharbeiten der eigenen Lebensgeschichte. Kognitive und imaginative Zugänge unterstützen die Symbolarbeit und damit den Individuationsprozess, denn es gilt: das entschlüsselte Symbol muss nicht zum Symptom konvertieren.

Nehmen wir einmal an…Wir kommen mit einem Anliegen auf diese Welt. In diesem Anliegen ist das Ziel bereits angelegt, so wie aus einer Eichel eben nur eine Eiche werden kann und nicht ein Pflaumenbaum, auch wenn wir uns mitunter wie ein Pflaumenaugust benehmen. Dieses Ziel erreichen wir gemäß der uns mitgegebenen Fähigkeiten und Prägungen früher oder später (meist) auf Umwegen und unter (Los-)Lassen von Fell, Federn, Träumen und Illusionen. Wenn es also bei dem uns allen zugemuteten Spiel „Wer-bin-ich?-Wo-komme-ich-her?-Wo-gehe-ich-hin?“ darum geht, die anfänglichen Verwicklungen zu entwickeln, wäre es da nicht hilfreich, so etwas wie ein Instrument zu haben, das mir beim Entschlüsseln des Entwicklungsweges hilft? Und erst recht dann, wenn ich mich auf diesem Weg verirrt habe, so sehr, dass ich erkranke, seelisch wie körperlich?

Die Psychotherapie glaubt nun im Besitz solcher Instrumente zu sein und ich traue ihr. Wirklichkeit ist das, was wirkt, und erzielte Wirkung wirkt weiter.