Enährung

Krebs: Vitamin B und Omega 3 bringen nichts

Immer wieder fordern Patienten „was Gesundes zur Vorbeugung“ gegen alles Mögliche. Angeregt durch breit gestreute Artikel in mehr oder weniger seriösen Rundschauen, die die einschlägige Industrie nur zu gern verteilt, wird diese Bitte im Sprechzimmer vorgetragen. Ich bemühe mich, soweit es mir möglich ist Sinnvolles von scharlatanesken Empfehlungen zu unterscheiden. Nachfolgend ein Artikel aus der ÄRZTEZEITUNG vom 8.3.2012:

 

Fünf Jahre nahmen Senioren B-Vitamine und Omega-3-Fette ein. Ergebnis: Die Supplemente beugen Krebs offenbar nicht vor. Womöglich ist sogar das Gegenteil der Fall.

PARIS (rb). Die Nahrungsergänzung mit Vitaminen der B-Gruppe und mit Omega-3-Fettsäuren beugt offenbar Krebserkrankungen nicht vor, wie eine französische Studie jetzt ergeben hat. Im Gegenteil: Frauen könnte die Einnahme möglicherweise sogar gefährlich werden.

Für ihre Studie hatten die Ernährungsepidemiologen um Dr. Valen tina Andreeva von der Universität Paris auf die Daten von 514 Frauen und 1987 Männern zurückgegriffen, die von Februar 2003 bis Juli 2009 an der randomisierten und kontrollierten Studie SU.FOL.OM3* teilgenommen hatten (Arch Intern Med 2012; online 13. Februar).

Die Probanden (Durchschnittsalter 61 Jahre) hatten zuvor einen Myokardinfarkt oder einen zerebralen Insult erlitten oder hatten instabile Angina pectoris gehabt.

Eigentliches Ziel der Studie war es gewesen, den Nutzen der Nahrungsergänzung für die Sekundärprävention ischämiebedingter kardiovaskulärer Ereignisse zu prüfen.

Dazu waren die Teilnehmer in vier Gruppen aufgeteilt worden. Sie schluckten fünf Jahre lang täglich entweder:

  • 0,56 mg 5-Methyl-Tetrahydrofolat plus 3 mg Vitamin B6 plus 0,02 mg Vitamin B12 oder
  • 600 mg der Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaen- und Docosahexaensäure im Verhältnis 2 : 1 oder
  • die B-Vitamine plus die Omega-3-Fettsäuren oder
  • Placebo.

Die Forscher interessierten sich nun dafür, wie sich die Nahrungs ergänzung auf die Krebsinzidenz bei den Teilnehmern auswirkte.

Insgesamt erkrankten 7,3 Prozent der Männer und 5,6 Prozent der Frauen an Krebs, wobei Männer vor allem Malignome der Prostata, der Lunge und der Blase, Frauen bösartige Tumoren der Brust, der Lunge und des Darms entwickelten.

Dabei kristallisierte sich bei den Männern im Vergleich zu Placebo kein Zusammenhang mit den eingenommenen Supplementen heraus, und zwar egal, ob sie Vitamine, Omega-3-Fettsäuren oder beides eingenommen hatten.

Weitere Studien nötig

Anders sah es bei den Frauen aus – hier war die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren während der fünf Studienjahre mit einem dreifach erhöhten Krebsrisiko verbunden.

Auch bei Einnahme von B-Vitaminen gab es eine Tendenz zu erhöhter Krebsinzidenz. Die Assoziation mit einem 2,18-fach erhöhten Krebsrisiko war aber statistisch nicht signifikant.

Als Ursache für die erhöhte Krebsgefahr bei Frauen, die ihre Ernährung mit B-Vitaminen oder Omega-3-Fettsäuren ergänzen, vermuten die Forscher Einflüsse auf den Östrogenstoffwechsel.

Sichere Schlüsse könnten allerdings erst gezogen werden, wenn sich die Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen lassen.

*Das Akronym steht für Supplementa tion With Folate, Vitamins B6 and B12 and/or Omega-3 Fatty Acids.