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Stille

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge“, sagt Wilhelm Busch. Die moderne Vokabel für Aufmerksamkeit, so scheint es, ist Achtsamkeit.

Achtsamkeit, herbeigeführt durch vielfältige meditative Techniken, als ein Weg zu größerer Bewusstheit. Der Übende wird angehalten dazu einen Ort und einen Moment der Stille zu schaffen und sich an den Atem, das Atmen zu binden. Etwa so:

Atme zwei Mal bewusst und tief. Das Einatmen ist lang und tief. Das Ausatmen lässt du fließen, bis der Atemzug von selber versiegt und dann lass noch ein paar Sekunden Pause, bevor du wieder einatmest. Begleite den Atem während der ganzen Zeit mit deiner vollen Aufmerksamkeit. Lass dich in die Stille nach dem Ausatmen gleiten, lass den Atem ruhig und frei fließen. Verharre einen Moment in der Stille.

Im Mittelpunkt steht der gegenwärtige Moment, das Jetzt. Den meisten Menschen fällt es jedoch schwer, den Moment zu leben, da der Verstand und das Denken zu viel Lärm machen.

Was schenkt uns die Stille? Eine kleine Geschichte verrät es uns:

Eines Tages kamen einige Wanderer zu einem  Mönch, der in einer Einsiedelei auf einem Berg wohnte. Sie fragten ihn: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben in der Stille?“

Der Mönch war mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen beschäftigt. Er sprach zu seinen Besuchern: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“

Die Leute blickten in den tiefen Brunnen: „Wir sehen nichts!“

Nach einer kurzen Weile forderte der Mönch die Leute erneut auf: „Schaut in den Brunnen! Was seht ihr jetzt?“

Die Leute blickten wieder hinunter: „Ja, jetzt sehen wir uns selber!“

Der Mönch sprach: „Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selber! Und nun wartet noch einen Augenblick.“

Nach einer Weile sagte der Mönch erneut: „Schaut jetzt in den Brunnen. Was seht ihr?“   Die Menschen schauten hinunter: „Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.“

Da erklärte der Mönch: „Das ist die Erfahrung der Stille. Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge.“

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